Tschechen und Sudetendeutsche lebten über Jahrhunderte als Nachbarn friedlich zusammen. Doch mit dem Zweiten Weltkrieg mussten rund drei Millionen Sudetendeutsche nach 1945 ihre Heimat verlassen.
Wie steht es heute um die Versöhnung von Tschechen und Deutschen?
Lange Zeit hatte jedes Land sein eignes Narrative der Geschichte. Eine „getrennte“ Erinnerung an die Ereignisse von 1918 bis heute. Zudem haben sich die Tschechen und Slowaken erst spät der Vertreibung (tschech: Odsun) gestellt. Vorher war das Thema für sie ein Tabu.
Seit 2002 wagt eine junge Generation von Tschechen, wie die Gruppe Antikomplex, eine kritische Reflexion der tschechischen Nachkriegsgeschichte. Sie thematisiert, dass auch die tschechische Seite mit der Vertreibung etwas verloren hat. Mehr als 1.000 verschwundene Siedlungen, sogenannte Lost Places, zeugen heute davon. Man findet sie in den ehemaligen Sudetengebieten, vor allem im Erzgebirge.
Petr Mikšíček, Mitbegründer der Gruppe Antikomplex, spricht über diese Aufarbeitung. Er ist Veranstalter des Landart-Festivals, das regelmäßig in dem verlassenen Sudetendorf Königsmühle stattfindet.
Daneben kommt die tschechische Schriftstellerin Kateřina Tučková zu Wort. In ihrem Roman Gerta. Das deutsche Mädchen thematisierte sie 2009 die Vertreibung zum ersten Mal aus deutscher Perspektive und sorgte damit für Kontroversen.
In der internationalen Koproduktion Vertreibung. Odsun – Das Sudetenland sprechen erstmals deutsche, tschechische und österreichische Zeitzeuginnen und Zeitzeugen. Sie besuchen die Orte des Geschehens.
Historiker aus Tschechien, Deutschland und Österreich geben zudem einen Einblick in den aktuellen Stand der Aufarbeitung.
Das tschechisch-deutsche Autoren-Paar Vít Poláček und Matthias Schmidt hat einen emotionalen Film erschaffen. Ungeschönt und dennoch versöhnlich erzählt dieser von einem finsteren Kapitel der europäischen Geschichte.
Gesprochen wird die Dokumentation von der Schauspielerin Sandra Hüller.
Distribution
Bettina Offermann
Christine Baron
distribution@looks.film
Producer
Gunnar Dedio
Eine Koproduktion von
LOOKSfilm, MDR, Česká televize, ORF
In Zusammenarbeit mit
Arte
Drehbuch
Matthias Schmidt, Vít Poláček
Regie
Matthias Schmidt
Creative Producer
Ramona Bergmann
Förderungen